Kammerspiele Wien / Premiere am 23.10.2021
von Paolo Genovese
mit Katharina Straßer, Larrissa Fuchs, Michaela Klamminger, Paula Nocker, Roman Schmelzer, Martin Niedermaier, Domenik Oley und Oliver Huether
Regie Folke Braband
Ausstattung Stephan Dietrich
Dramaturgie Leonie Seibold
Fotos Moritz Schell
Trailer Jan Frankl
Hand aufs Herz: Haben Sie Geheimnisse vor Ihren Liebsten? Sei es eine Affäre oder nur ein kleiner Flirt nebenbei, ein berufliches Problem oder eine marginale Anschaffung, wovon Ihre Partnerin oder Ihr Partner ja nicht unbedingt etwas wissen muss. Nein? Wenn es nun also darum ginge, einen Abend lang in geselliger Runde alle Inhalte Ihrer Handys offenzulegen, wären Sie dabei, richtig? Sie haben ja schließlich nichts zu verbergen…?!
In genau diese Situation entführt uns Paolo Genoveses Komödie, die auf amüsante Art der Frage nachgeht, wie viel Offenheit Freundschaften und Beziehungen vertragen. Das der Bühnenadaption zugrunde liegende Drehbuch wurde bereits in mehr als einem Dutzend Filmproduktionen weltweit adaptiert und avancierte stets zum Publikumshit.
Regisseur Folke Braband gelingt die Gratwanderung den pointenreichen Abend am Prickeln zu halten, ohne dick aufzutragen. Und er hat ein durchwegs natürlich agierendes Ensemble: Oliver Huether gibt dem nur scheinbaren Langzeit-Single Tiefgründiges. Katharina Straßer spielt die vernachlässigte Ehefrau teils schrill, teils überzeugend verzweifelt, Roman Schmelzer als ihr Mann redet sich vom Regen in die Traufe. Michaela Klamminger ist entzückend als Jungverliebte, Dominic Oley smart. Larissa Fuchs und Martin Niedermair agieren am subtilsten und wechseln die vielsagendsten Blicke. Paula Nocker wirkt herrlich pubertär und abgeklärt. Ein amüsanter Abend.
Die Presse
Ein modernes Kabinettstück. Funktioniert bestens. Kronen Zeitung
Das perfide und dabei komische Spiel rund um Wissen, Nichtwissen oder Mitwissen sorgt in der stilsicheren Regie von Folke Braband für Chaos und Kalauer aller Art. Da sitzen die Pointen, da stimmt dank der Regie das Timing, da haben die Darsteller merklich Freude an der Sache. So ist Larissa Fuchs die lenkende Psychoanalytikerin Eva, deren eigenes Geheimnis nur unterschwellig zutage tritt. Doch ihr Mann Rocco – Martin Niedermair gibt ihn wunderbar abgeklärt – ahnt es. Als deren massiv pubertierende Tochter Sofia überzeugt Paula Nocker im Girlie-Punk-Look. Hinreißend auch Roman Schmelzer als Lele, fabelhaft aufgedreht als dessen Frau Katharina Straßer. Dominic Oley und Michaela Klamminger stehen ihnen um nichts nach, eine Meisterleistung liefert Oliver Huether als Peppe ab. KURIER
Den Triumph macht ein fulminantes Ensemble. Eine richtig gute Komödie, die Braband unmerklich immer straffer organisiert, bis sie Bereiche der Bitternis berührt.
Im Ensemble glänzen alle gemeinsam: Larissa Fuchs als elegante Eva, der man die bessere Herkunft ebenso ansieht wie Martin Niedermair als ihrem Mann Rocco, dass er sich mit Energie hochgekämpft hat. Roman Schmelzer und Katharina Straßer überzeugen als Lele und Carlotta, sie temperamentvoll mit einem Tropfen Hysterie; ihm glaubt man, den Schwerenöter und Schlawiner anzusehen, bis er den äußeren Eindruck unterläuft. Michaela Klamminger und Dominic Oley spielen glänzend. Dass Peppe vom ersten Moment an der Außenseiter im Mittelpunkt ist, spielt Oliver Huether mit all seiner tiefen Einsicht ins Menschliche schlicht grandios. Paula Nocker als Tochter von Eva und Rocco ist quirlig, hinreißend jung. Sie sieht aus, als würde sie die Songs von Amy Winehouse lieben, pendelt zwischen Unüberlegtheit und Weitblick. Wie eindrucksvoll eine Nebenrolle sein kann! Ein glänzender Abend! Wiener Zeitung