Altes Schauspielhaus Stuttgart

Nur drei Worte

Altes Schauspielhaus Stuttgart / Premiere 05.02.22 

Konzertdirektion Landgraf, Premiere 12.11.2021

von Joanna Murray Smith

mit Lisa Wildmann, Julia Bremermann, Natalie Ohara und René Steinke

Regie Folke Braband

Ausstattung Stefan Morgenstern

Dramaturgie Annette Weinmann

Fotos Martin Sigmund

Tess und Curtis gelten als das ideale Ehepaar. Sie sind gut situiert, beruflich erfolgreich, haben ein schönes Haus und eine fast erwachsene Tochter. Doch bei einem gemeinsamen Abendessen mit ihren besten Freundinnen, dem Ehepaar Annie und Bonnie, lassen sie die Bombe platzen: „Wir trennen uns“. Für Annie und Bonnie bricht eine Welt zusammen. Was soll nun aus dem bislang unzertrennlichen Quartett werden? Das komplette Lebenskonzept der vier wird plötzlich hinterfragt. Bald zeigt sich, dass dieser eine, beiläufig dahingeworfene Satz eine Dynamik entwickelt, die niemand voraussehen konnte und die nicht kontrollierbar ist. Joanna Murray-Smith ist eine der erfolgreichsten australischen Gegenwartsdramatikerinnen. Ihre spannungsreichen, intelligenten und pointierten Stücke wurden vielfach mit Preisen ausgezeichnet.

 

Presse

Regisseur Folke Braband zeigt im Alten Schauspielhaus von Anfang an, dass er gewillt ist, mit Tempo und gut fokussiert diese spannende Beziehungsgeschichte zu erzählen. Denn was beginnt wie eine dutzendfach variierte Ehegeschichte erweist sich als eine sehr genau beobachtete, sehr fein gezeichnete, klug gebaute Story über menschliche Beziehungen, über Lebensgefühle unserer Zeit. (…) Das gelingt auch, weil alle vier Rollen hervorragend besetzt sind, Schauspieler und Schauspielerinnen sehr präzise ihre Charaktere formen und auch ausleben dürfen und sie so ungemein greifbar machen. (…) Ein Abend, der den Theaterbesuch sehr lohnt, ein kluges, starkes Stück, hervorragend inszeniert und mit ausgezeichneten Darstellern besetzt. Ludwigsburger Kreiszeitung 

Regisseur Braband legt das Augenmerk auf die Verlorenheit von Menschen, die mit sich unzufrieden sind, aber auch nichts Besseres mit sich anzufangen wissen. (…) Was folgt ist ein rasantes Kreuz und Quer von als Vermittlungsversuchen getarnten Ego-Trips. Die größte Stärke der Inszenierung ist ihr Umgang mit den eigentlich unsympathischeren, dominanten Frauen. Regisseur Braband lässt das nie in keifenden Slapstick ausarten. „Nur drei Worte“ lässt den Schauspielerinnen Raum die Unsicherheiten der Bestimmerinnen zu zeigen. Ohne Bloßstellung der Figuren, denen man sich als Publikum durchaus emotional nähert. Diese Tiefenschärfe – gerichtet auf menschliche Beziehungsunfähigkeit – bei allem boshaften Witz mitfühlend inszeniert, die fühlbar gute Chemie der vier Schauspielerinnen sind der eigentliche Höhepunkt von „Nur drei Worte“. nachtkritik

Regisseur Folke Braband hat am Alten Schauspielhaus schon mit Yasmina Rezas „Der Gott des Gemetzels“ bewiesen, wie die Fassade des schönen Scheins durch ausgesprochene Vorbehalte und Unterstellungen schleichend zum Einsturz gebrachte werden kann. In „Nur drei Worte“ inszeniert er die Selbstzerstörung eines Paares als eine Folge sich doppelt zuspitzender Szenen: Während die einmal geschlagene Wunde weiter gärt, wird immer deutlicher, dass die Liebe trotzdem noch eine Chance hätte. Stuttgarter Zeitung

Mit der Regie von Folke Braband ist es treffsicher gelungen, zwei Paare zu zeigen, die mit Witz und harten Worten ihre Abgründe zeigen und ihre mittelständische Scheinwelt selbst zerstören, indem sie sich selbst entlarven. (…) Ein unterhaltsamer, vielschichtiger Theaterabend, der dem Publikum einen Spiegel vorhielt.  Schwarzwälder Bote

Bei der viel beklatschten Aufführung gelangen temperamentvolle und oft treffend witzige Ausbrüche ebenso wie die leisen Töne und nachdenklichen Ereignisse. Julia Bremermann als cool und stets sarkastisch überlegen auftretende Bonnie, die doch bei jedem Hauch von Kritik ihre innere Sicherheit verliert; Natalie O’Hara als Annie, die zwar nicht so intellektuell elitär ist wie die übrigen Drei, dafür aber klar unter der Oberfläche zu sehen vermag und das zeigt, was allen anderen fehlt – Mitgefühl.
Lisa Wildmann spielte alle Facetten aus von fröhlicher Mädchenhaftigkeit über tiefes Aufgewühltsein bis zur furienhaften Empörung, so wie René Steinke den gebildeten und umgänglichen Curtis vom zurückhaltend positiven allmählich zum trotzigen und boshaften Widersacher werden ließ. (…)  Temperamentvolle und oft treffend witzige Ausbrüche gelangen ebenso wie leise Töne und nachdenkliche Erkenntnisse. Südwest-Presse

Ein Tanz am persönlichen Abgrund, dargestellt durch eine hervorragende Besetzung. René Steinke, als liberaler Lehrer der Alt-68er Generation ist die Rolle genauso auf den Leib geschrieben, wie Julia Bremermann die Rolle der taffen Galeristin, die nicht nur in der Berufswelt, sondern auch in der lesbischen Beziehung den Ton angibt und bewusst unbewusst Dominanz über Natalie O’Hara als blonde, jugendlich-naive Annie ausübt. Beeindruckend auch die Schauspielkunst von Lisa Wildmann mit der sie Tess als eine Person, die sich zerrissen zwischen Egoismus, Selbstzweifel und Konventionen wiederfindet, darstellt. Badische Zeitung